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Familienstiftung Gastbeitrag Unternehmensnachfolge

Maßgeschneiderte Stiftungs-Strukturen

Lösungen mit Substanz zur Unternehmenssicherung

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Rahmen eines inspirierenden Austauschs mit Rechtsanwalt Thorsten Klinkner zum Thema Unternehmensnachfolge entstand die Idee für diesen Gastbeitrag.
Als ausgewiesener Experte für Stiftungsrecht zeigt er auf, wie unternehmensverbundene Familienstiftungen dazu beitragen können, operative Verantwortung und Vermögensnachfolge klar zu trennen – zugunsten von Stabilität, Kontinuität und Familienfrieden.
Ich freue mich sehr, seinen fundierten Beitrag hier auf meinem Blog zu veröffentlichen und damit neue Perspektiven in die Diskussion um Nachfolgeprozesse und Vermögensstrukturierung einzubringen.

© Thorsten Klinkner / UnternehmerKompositionen GmbH

Über den Autor: Thorsten Klinkner ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der UnternehmerKompositionen GmbH. Mit über 150 begleiteten Stiftungsprojekten in Deutschland und Liechtenstein zählt er zu den führenden Experten für unternehmensverbundene Familienstiftungen.

Maßgeschneiderte Stiftungs-Strukturen: Lösungen mit Substanz zur Unternehmenssicherung

Wenn gewachsene Unternehmensstrukturen auf offene Nachfolgefragen und familiäre Herausforderungen treffen, braucht es Lösungen mit Substanz. Die Übertragung des Lebenswerks in eine unternehmensverbundene Familienstiftung bietet die Möglichkeit, operative Verantwortung und Vermögensnachfolge sauber zu trennen, unternehmerische Stabilität zu sichern und zugleich familiären Ausgleich zu schaffen.

Die Entwicklung unternehmerischer Strukturen folgt häufig nicht dem Reißbrett, sondern entsteht durch Gelegenheiten, mutige Entscheidungen und gewachsene Verantwortung. In vielen Familienunternehmen hat sich im Laufe der Jahre ein Geflecht aus Gesellschaften, Beteiligungen und Unternehmenssparten gebildet, das einer komplexen Matrix gleicht. Diese Dynamik ist Ausdruck von Innovationskraft und unternehmerischem Gespür. Doch sie stellt spätestens dann eine Herausforderung dar, wenn es um die langfristige Sicherung des Unternehmens, die Regelung der Nachfolge und den Schutz des geschaffenen Vermögens geht.

In der Praxis begegnet man nicht selten einer vermeintlich unlösbaren Konstellation: Die Unternehmergeneration blickt auf ein erfülltes Lebenswerk, das über Jahrzehnte gewachsen ist. Die Nachfolgefrage ist jedoch nicht eindeutig zu klären. Von drei Kindern interessiert sich lediglich eines für die Fortführung des Betriebs, die anderen haben sich bewusst für andere Lebenswege entschieden. Die elterliche Erwartung, alle Kinder gerecht zu behandeln, trifft auf die unternehmerische Realität, dass nicht jeder zur operativen Verantwortung berufen ist. Dieser scheinbare Widerspruch zwischen unternehmerischer Notwendigkeit und familiärer Fairness erfordert eine Struktur, die beiden Logiken gerecht wird.

Im Zentrum steht die Frage: Was braucht das Unternehmen?

Zugleich stellt sich die Frage der persönlichen Absicherung. Unternehmer tragen oft mit ihrem Privatvermögen unternehmerisches Risiko. Geschäftsführerhaftung, Bürgschaften oder kreditgestützte Investitionen können dazu führen, dass das private Vermögen in voller Höhe gefährdet ist. Auch hier bedarf es einer Lösung, die sowohl die eigene Altersversorgung als auch den Schutz des Familienvermögens gewährleistet, ohne die Entwicklung des Unternehmens zu hemmen. Die Antwort liegt in der Differenzierung. Eine maßgeschneiderte Struktur zur Unternehmenssicherung unterscheidet zwischen drei Bereichen: dem operativen Unternehmen, dem zu sichernden Vermögen und der Begünstigung der Familie. Diese Aufteilung schafft Klarheit, schützt vor systemischen Konflikten und ermöglicht ein sachgerechtes Management der unterschiedlichen Zielsetzungen.

Im Zentrum steht die Frage: Was braucht das Unternehmen? Die Entscheidung über operative Funktionen und personelle Besetzungen sollte strikt betriebswirtschaftlich getroffen werden. Wenn ein Familienmitglied im Unternehmen tätig ist, erhält es ein marktgerechtes Gehalt und kann über eine leistungsbezogene Tantieme am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt werden. Eine Beteiligung am Unternehmen selbst ist dafür nicht erforderlich. Damit wird sichergestellt, dass operative Verantwortung und Eigentum voneinander getrennt betrachtet werden. Die Unternehmensanteile werden sodann in eine unternehmensverbundene Familienstiftung überführt. Diese Beteiligungsträgerstiftung ist dauerhaft angelegt und verfolgt das Ziel, das Unternehmen als Ganzes zu bewahren. Gewinne, die nicht zur Reinvestition im Unternehmen benötigt werden, fließen aus der Kapitalgesellschaft steuerlich begünstigt in die Stiftung. Dort stehen sie nicht nur für künftige Investitionen zur Verfügung, sondern können auch zur Verwaltung des Familienvermögens eingesetzt werden. In dieser Rolle wird die Stiftung zur unternehmenseigenen Bank, zum Tresor der Familie, zur tragenden Säule für Generationen.

Trennung der drei Sphären schafft ein Gefüge aus klaren Zuständigkeiten

Die Stiftung fungiert zugleich als Trägerin einer strategischen Familienförderung. Sie erlaubt es, begünstigte Familienmitglieder gemäß vordefinierter Kriterien und im Rahmen eines transparenten Regelwerks zu fördern. Die Ausgestaltung kann sich dabei an familiären Bedürfnissen orientieren, ohne dem Unternehmen operative Lasten aufzubürden. So entsteht ein Gleichgewicht zwischen dem Wunsch nach Fairness unter Geschwistern und nach unternehmerischer Stabilität gleichermaßen. Diese Trennung der drei Sphären erlaubt nicht nur ein sachgerechtes Management, sondern schafft zugleich ein Gefüge aus klaren Zuständigkeiten, das Konfliktpotenziale systematisch reduziert. Das Unternehmen bleibt wirtschaftlich handlungsfähig, weil operative Entscheidungen auf Basis betriebswirtschaftlicher Notwendigkeiten getroffen werden, losgelöst von familiären Bindungen oder Erwartungen. Die Stiftung übernimmt die Rolle eines stabilen Vermögensträgers, der nicht nur Kapital zusammenhält, sondern auch unabhängig vom Tagesgeschäft agieren kann. Sie bildet einen Schutzraum für unternehmerische Investitionen, für die Altersvorsorge der Gründer und für die systematische Familienförderung. Die Familienmitglieder schließlich erhalten durch die begünstigende Struktur der Stiftung einen verbindlichen, aber nicht leistungsabhängigen Zugang zu Teilhabe. Dieser Zugang folgt fairen, im Vorfeld definierten Prinzipien, die emotionale Auseinandersetzungen minimieren und das familiäre Miteinander schützen. So wird das Spannungsfeld zwischen Verantwortung und Gerechtigkeit nicht aufgelöst, aber strukturell entschärft – zugunsten von Klarheit, Frieden und Zukunftsfähigkeit.

Stiftungslösungen lassen sich sowohl in Deutschland als auch in Liechtenstein umsetzen

Neben diesen funktionalen Vorteilen profitieren Unternehmerfamilien von den bekannten Stärken einer Stiftung: Sie bietet strukturellen Bestandsschutz durch die dauerhafte Trennung von Eigentum und Management, schützt vor einer zersplitterten Erbfolge und damit vor der Zerschlagung des Unternehmens in späteren Generationen. Die Stiftung fungiert als stabiler Eigentümer, der nicht dem Wandel individueller Interessen unterliegt, sondern an einer klar formulierten Zweckbindung orientiert ist. Auch steuerlich bietet die Stiftung attraktive Gestaltungsspielräume, insbesondere bei der Behandlung von Ausschüttungen, der Verwaltung des Familienvermögens und der generationenübergreifenden Vermögensweitergabe. Darüber hinaus erweist sich die Stiftung gerade in wirtschaftlich oder familiär herausfordernden Zeiten als hochresilient – sie schafft Kontinuität, wo persönliche Veränderungen oder Marktverwerfungen andernorts Instabilität erzeugen könnten. Solche Lösungen lassen sich – mit jeweils spezifischem rechtlichem Rahmen – sowohl in Deutschland als auch in Liechtenstein umsetzen. Dabei gilt es, die Struktur passgenau an die familiären und unternehmerischen Zielsetzungen anzulehnen, um das volle Potenzial einer Stiftung im Sinne nachhaltiger Unternehmenssicherung und generationenfester Ordnung zu entfalten.

Das bedeutet: Maßgeschneiderte Stiftungs-Strukturen sind das Ergebnis sorgfältiger Analyse, wertorientierter Entscheidungsprozesse und interdisziplinärer Kompetenz. Wer heute Verantwortung für das Morgen übernehmen will, findet in ihnen ein Instrument mit Substanz, das unternehmerische Freiheit und familiären Zusammenhalt gleichermaßen bewahrt.

Thorsten Klinkner ist Rechtsanwalt und Steuerberater sowie Gründer und Geschäftsführer der Rechtsanwalts- und Steuerberatungsgesellschaft UnternehmerKompositionen GmbH. Das Unternehmen ist auf die Errichtung und Beratung von Familienstiftungen als Instrument einer zukunftsorientierten Eigentümerstruktur in Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz spezialisiert www.unternehmerkompositionen.com

© Thorsten Klinkner / UnternehmerKompositionen GmbH

Beitragsbild erstellt mit OpenAi

Mag. Sandra Thaler ist Juristin, Wirtschaftsmediatorin, Unternehmensberaterin und Business Coach. Sie leitet seit 2004 erfolgreiche Nachfolge- und Mediationsprojekte in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Ihre Keynotes für Banken, Unternehmen, Wirtschaftskammern und HR-Netzwerke erfreuen sich großer Beliebtheit.

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