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Arbeitswelt Konfliktmangement Online-Mediation

Online Mediation – Ausweg in der Krise

Mit zunehmender Dynamik steigen Verteilungskonflikte und wirtschaftlichen Krisensituationen. Die Nachfrage nach Mediation ist stark angestiegen. Im Kollegenkreis tauschen wir, Martin Golder, Gudrun Turek-Lima, Sarah Blake, Karl Pramhofer und Sandra Thaler, uns national und international über die Coronakrise, die Online-Mediation, Homeoffice und Vor- und Nachteile durch die digitale Kommunikation aus. 

Corona hat uns ausgebremst, jetzt ist Handeln angesagt

"Durch Online-Mediation können wir Menschen zusammenbringen, die geografisch getrennt sind"
Martin Golder
Mediator, Kanada

Über die  Krise sagt Martin Golder: „Die Covid-Pandemie hat viele Facetten. Sie hat uns ausgebremst. Wir waren und sind ein Schnellzug, der auf eine Mauer zusteuert. Die Menschen sind verunsichert, teilweise schockiert und wir sind dabei, unsere Zukunft zu gestalten. Durch die Online-Mediation können wir Menschen zusammenbringen, die geografisch getrennt sind“.

"Die Online-Mediation hat durch die Digitalisierung hat einen enormen Schub bekommen"
Gudrun Turek-Lima
Mediatorin & Konfliktcoach, Graz

Ich spreche mit Wirtschaftsmediatorin Gudrun Turek-Lima darüber, wie Corona die Gesellschaft und Wirtschaft verändern wird: „Zum jetzigen Zeitpunkt finde ich eine Antwort darauf schwierig“, sagt sie. Von Isolation und „Wir sind Wir“ -Denken, Erstarken des Nationalismus, weniger internationale Zusammenarbeit bis hin zu positiveren Entwicklungen wie verstärkte Bedeutung regionaler Strukturen, Nachhaltigkeit, soziales Wirtschaften und flexiblerer Umgang mit Veränderungen, ist alles möglich.

"Die harten Gespräche sind wirklich wichtig. Dadurch entsteht etwas Neues"
Sarah Blake
Conflict Strategist, Mediator, Austrialien

Sarah Blake sagt: „Es geht darum, den Menschen zu helfen, Vertrauen in den Veränderungsprozess zu haben, damit sie sich mutig in die Verwirrungen hineinlehnen. Wir zeichnen uns als Mediatoren gerade durch unsere speziellen Konfliktlösungskompetenzen aus und verstehen, dass diese Zeiten nicht normal sind, aber dass sie Gelegenheit für Innovation und Veränderung bieten. Wir können unseren Klienten helfen, die richtigen Fragen zu finden, sich auf die Zukunft zu konzentrieren und nicht die Vergangenheit zu beschuldigen.“ Und Sarah führt weiter aus: 

„Beide Formate – online wie face-to-face – können aufregende und kreative Lösungen erzeugen. Was mehr zählt, ist die Fähigkeit des Moderators, das richtige Umfeld und die richtige Struktur zu schaffen. Es gibt so viele innovative Tools, die zur Förderung der digitalen Kreativität beitragen. Wenn der Moderator diese jedoch nicht verwendet und die Menschen nicht in die Diskussion einbezieht, werden die kreativen Ergebnisse viel schwieriger. Vertrauen ist fragiler und es besteht ein starkes Risiko, dass Parteien nicht zu den erwünschten Vereinbarungen gelangen. „

Homeoffice & digitale Meetings

"Homeoffice reduziert die Kommunikation auf das Wesentliche. Daher fördern wir die Zusammenarbeit auf allen Ebenen"
Wirtschaftsmediator
Sandra Thaler
Wirtschaftsmediatorin, Business Coach, Linz

„Zu beobachten ist, dass sich Homeoffice und digitale Meetings unterschiedlich auf unsere Klienten auswirken.  Für viele  ist es ein Glücksfall, weil sie sich Reisezeiten, den Weg zur Arbeit ersparen und gerne in der eigenen Umgebung sind. Andere fühlen sich einsam und vermissen die Kollegen. Für einige ist das Arbeitsumfeld ihr soziales Leben. Homeoffice lässt da Konflikte entstehen, wo es keine klaren Vereinbarungen darüber gibt. Daher sind offene und klare Kommunikation und Transparenz das A und O für reibungsfreie Abläufe puncto Homeoffice. Wir fördern die Zusammenarbeit auf allen Ebenen, online und face-to-face.“

Eine weitere Frage, die uns alle beschäftigt: Was sind die Nachteile des fehlenden persönlichen Kontakts?

Martin Golder: „Wir sind soziale Wesen. Persönlicher Kontakt, auch körperlicher Kontakt, ist sehr wichtig für unser Wohlbefinden. Der Blick in die Augen. Der Händedruck, die Beobachtung der Körpersprache. Sicherlich kann der funktionale Teil ohne persönliche Treffen erreicht werden.

Für Gudrun Turek-Lima ist klar: „Im persönlichen Kontakt kann ich den anderen in seiner Gesamtheit wahrnehmen. Während man bei E-Mails den anderen nicht sieht, “ Die Erfahrung, dass sich Menschen durch Online-Kommunikation und eine damit verbundene physische Distanz isolierter fühlen, hat sie nicht gemacht.

„Vielen Klienten fällt es durch die Distanz sogar leichter, heikle Dinge anzusprechen“, sind wir uns alle einig.

Die Hemmschwelle ist kleiner geworden
Während des Lockdowns haben wir bei sandrathaler.com im März datenschutzkonforme Plattformen installiert und unsere Klienten in laufenden Change- und Mediationsprozessen nahtlos digital weitergeführt. Gerade in Nachfolgeprozessen können wir uns keinen Stillstand leisten. Das neue BuchWebinare und Onlinekurse sind während dieser Zeit auch entstanden. Digitale Meetings können genauso kreativ ablaufen!

Martin Golder fügt hinzu: „Kreativität hängt nicht unbedingt mit digital v personal zusammen. Selbst routinemäßig erscheinende Mediationen können sich plötzlich in eine neue Richtung entwickeln. Die Grundsätze sind persönlich und online dieselben: Zuhören, freundlich bleiben, Interesse zeigen“.

Online Mediation

Sandra Thaler

„Termine sind online buchbar. In der Praxis bewährt sich die Online-Mediation da, wo es um Sachfragen und Informationsaustausch geht. Die Nachfrage ist besonders bei Team- und Führungsfragen gestiegen.  So können wir binnen relativ kurzer Zeit Missverständnisse und Fehler in der Kommunikation beheben.“ Beispiele dazu finden Sie auf sandrathaler.com.

"Für intensive Vergleichsverhandlungen braucht es Mimik, Gestik und Körpersprache"
Dr. Karl Pramhofer
Richter am Handelsgericht Wien, Mediator

Online-Meetings nimmt HR Dr. Karl Pramhofer, Mediator und Richter am Handelsgericht Wien, sehr differenziert wahr. „Für die Gerichte ergeben sich enorme Herausforderungen und Verfahrensverzögerungen. Virtuelle Verhandlungen zum Beispiel via Zoom passen für den Austausch von Sachargumenten. Für intensive Vergleichsgespräche braucht es aber Mimik, Gesten und Körpersprache, weil es da primär um die Bedürfnisse der Medianden geht. Die Vorteile der Mediation liegen auf der Hand, weil sie allgemein zeitnahe Lösungen bringen.“

Sarah Blake: „Ich persönlich bevorzuge eine Kombination: viele Vorbereitungsarbeiten sind für das digitale Format sehr gut geeignet, aber das Zusammenbringen von Menschen in einem Raum bringt eine Energie mit sich, die in den dunkelsten Konflikten das unerwartete Licht sein kann, das zur Lösung führt“.

Online Mediation – Information und Buchung

Eventtipp **** 24.11.2020
Online Symposium Wirtschaftsmediation
www.symposium-mediation.at

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